

Die Geschichte unseres N·H·T·C
Erzählt von Peter Schamberger
Die Anfänge
Auf Veranlassung des späteren bekannten Tennisspielers Herbert Schulz-Schomburgk rief Julius Richter zusammen mit seinem Bruder Gustav ein paar Tennisspieler und andere Sportinteressierte zusammen, die am 29. November 1910 den „Nürnberger Hockey-Club“ (NHC) gründeten. Weitere Gründungsmitglieder waren Karl Brochier, Otto Günther, Alpin Ruppert, Herbert Schulz-Schomburgk, Heinrich Kurz, ein Herr Noack sowie zwei seinerzeit in Nürnberg weilende Engländer namens Fryd und Dean.
Im Gegensatz zu heute zählte zu den im NHTC vertretenen Sportarten neben Cricket das Eishockey – schnell wurde der NHC Treffpunkt der Eishockeybegeisterten. Zur Jahreswende 1911/12 kam es zum ersten offiziellen Eishockeyspiel in Nürnberg, das der NHC deutlich mit 0:6 gegen den MTV München verlor. Das Spiel, das auf dem Dutzendteich ausgetragen wurde, war ein großer Publikumserfolg, da kein Eintritt erhoben wurde. Schon nach einem Jahr hatte der NHC 40 aktive Mitglieder.
Eine erste sportliche Heimat bot der Sportplatz Herrnhütte am Nordostbahnhof, den man sich mit FC Concordia teilte. Schon bald reichte dieser aber nicht mehr aus, so dass ein eigener Platz gesucht werden musste. Im Pegnitzgrund beim Thumenberger Weg wurde 1913 eine gepachtete Wiese mit den bescheidenen Mitteln des Vereins zu einer Anlage ausgebaut, wie sie seinerzeit wohl kein selbständiger Hockeyverein in ganz Süddeutschland hatte. Die Eishockeymannschaft des NHC trainierte in milden Wintern (die es damals übrigens auch schon gab) auf dem Riessersee. Drei Herren- und eine Damen-„Landhockeymannschaften“ konnten aufgestellt werden und die vom nordbayerischen Hockeyverband ausgeschriebene Meisterschaft wurde in ununterbrochener Reihenfolge errungen.
Der 1. Weltkrieg unterbrach dann jegliche sportliche Tätigkeit. Dadurch war auch die Sportanlage nicht länger zu halten. Eine Anzahl aktiver Spieler kehrte nicht mehr aus dem Krieg zurück. Gleich nach Kriegsende begann der Neuaufbau des Clubs durch Julius Richter und Philipp Seuffert. Um überhaupt wieder sportlich tätig sein zu können, schloss der NHC sich dem TV Nürnberg 1846 an. Einige Mitglieder des NHC, die mit dem Status einer Unterabteilung des TVN 1846 unzufrieden waren, verließen im August den Verein (unter Ihnen die Brüder Philipp und Peter Seuffert) und gründeten am 2. September 1920 die Hockey-Gesellschaft Nürnberg – HGN.
1920 wurde die erste Bayerische Meisterschaft in 2 Spielen Nord- gegen Südmeister ausgetragen. Der Nürnberger Hockey-Club wurde Bayerischer Meister 1920. Außerdem wurde auch noch der Düsseldorfer Goldpokal und die Hamburger Silberschale gegen stärkste Konkurrenz aus Köln, Hamburg und Leipzig gewonnen.
Bis 1945
Die vielen sportlichen Erfolge der vergangenen Jahre erforderten die Suche nach einer neuen Platzanlage. Nachdem der Club sich an den TVN 1846 angelehnt hatte und auf dessen Plätzen spielte, fand man ein geeignetes Gelände an der Rothenburger Straße.
Am 22. September 1921 wurde der NHC wieder selbständig und nannte sich jetzt Nürnberger HTC, um die Bedeutung der Tennis-Abteilung besser hervorzuheben.
Mit großer Finanzhilfe der Mitglieder konnte am 17.10.1921 der Kaufvertrag unterschrieben werden und der Club war erstmals Eigentümer eines eigenen Sportgeländes. Damals wurde auch Tennis ins offizielle Wettspielprogramm aufgenommen. Ein herrlicher Rasenplatz, ein Übungsfeld und vier Tennisplätze wurden geschaffen und ein kleines Clubhaus errichtet, dem 1928 ein größeres Clubheim folgen sollte. Ein schwerer Schicksalsschlag für den Club war die 1935 notwendig gewordene Räumung der Sportanlage an der Rothenburger Straße. Das Gelände wurde zum Wohnungsbau benötigt und musste zwangsweise abgegeben werden. Der Verkauf fiel allen sehr schwer. Noch schwerer aber war es, ein neues Gelände zu finden. Der nach Abzug der Hypotheken verbliebene Erlös reichte bei weitem nicht aus, ein neues Grundstück zu erwerben.
In vielen Krisensitzungen der damaligen Vorstände Willi Ell und Rudi Pfahler und unter Mithilfe von Toni Schächtel und Pemper Neubauer wurde der Verkauf getätigt und ein neues Grundstück gesucht. Nach 2 Jahren Zwischenlösungen auf einer Sandwüste an der Leyher Straße und später einer Wiese im Stadionbereich fand man 1937 endlich ein ideales Gelände an der Siedlerstraße, das nach vielen mühevollen und schwierigen Verhandlungen vom bayerischen Staat gepachtet werden konnte. Das noch vorhandene Geld aus dem Verkauf musste restlos zur Neugestaltung der Sportplätze verwendet werden. Zwei Hockey- und vier Tennisplätze wurden angelegt, das alte Clubhaus wieder aufgebaut und vergrößert, neue Umkleide- und Waschräume erstellt. 1939/40 wurde durch einen Sieg über Jahn München die 2. Bayerische Meisterschaft errungen. Im anschließenden Kampf um die deutsche Meisterschaft drang die Mannschaft bis zu den „letzten Vier“ vor. Wieder zerstörte ein Weltkrieg alle Hoffnungen und forderte auch unter den Aktiven des NHTC seine Opfer. 28 Mitglieder kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück
Nachkriegsjahre
Auch nach dem 2. Weltkrieg gab es sofort nach Kriegsende wieder aktive Mitglieder, die das, was sie vorfanden – ein zerstörtes Clubhaus, in das sich eine Reparaturwerkstatt eingenistet hatte und ein verwahrlostes Gelände – zu ordnen und wieder aufzubauen begannen. Bald konnten auch schon wieder die ersten Spiele durchgeführt werden.
Am 4. März 1951 fand das letzte Spiel einer NHTC-Eishockeymannschaft statt. Eine lange Tradition ging damit zu Ende, war doch der NHTC seit 1922 der einzige dauerhafte Ortsrivale der HGN gewesen.
1952 erfolgte die Auflösung der Eishockeyabteilung. Die Eishockeyabteilung der HGN fusionierte 1959 mit dem CaM zur SGN – Spielgemeinschaft Nürnberg – aus der dann wiederum 1980 der EHC 80 hervorging. Mittlerweile hat auch der EHC einen erneuten Nachfolger gefunden – die „Nürnberg Ice Tigers“.
Bereits 1954/55 konnte durch einen Sieg über Wacker München die 3. Bayerische Meisterschaft errungen werden, der 1955/56 die 4. Bayerische Meisterschaft folgte. Inzwischen war auch die Platzanlage wesentlich erweitert worden. Bereits 1951 wurden 2 weitere Tennisplätze angelegt, so dass jetzt 6 Plätze zur Verfügung standen. 1952 wurde das Clubhaus vergrößert und verschönert und 1959 eine Ölheizung eingebaut, um wachsenden Ansprüchen der inzwischen 400 Mitgliedern nachzukommen.
1957 kam ein 7. Tennisplatz dazu. Die Erfüllung des höchsten Wunsches jedoch war der nach zähen Verhandlungen von der damaligen Vorstandschaft Willi Ell und Kurt Augsberger erreichte Kauf des gesamten Sportgeländes vom Bayerischen Staat. Am 23. Dezember 1957 konnte der Vertrag endlich notariell, zu den für den NHTC äußerst günstigen Bedingungen, unterzeichnet werden. Damit war der Club wieder auf eigenem Boden zu Hause und konnte sich im Jubiläumsjahr 1960 zum 50-jährigen Bestehen als eine der schönsten privaten Vereinsanlagen präsentieren.
Im Spieljahr 1961 konnte die 5. Bayerische Meisterschaft errungen werden.
Um den künftigen finanziellen Belastungen gewachsen zu sein, beschloss eine a.o. Mitgliederversammlung 1961 eine Anhebung der Beiträge und Aufnahmegebühren. Ab 1962 betrugen daher die Jahresbeiträge für Vollmitglieder DM 75.- und für Ehepaare DM 150.-. Die eigens erhobenen zusätzlichen Tennisbeiträge betrugen 50.- /70.- DM und die Aufnahmegebühr für ein Einzelmitglied 60.- DM und für ein Ehepaar 90.- DM . Mit der Zahlungsmoral scheint es in dieser Zeit nicht besonders gut gewesen zu sein. Bei rund DM 30.000 insgesamt Beitragseinnahmen wurden in der Oktoberausgabe DM 10.000 als Beitragsrückstände angemahnt, von denen durch 97 Mahnungen inzwischen etwa DM 2000.- eingegangen waren! Diese Hinweise finden sich aber auch noch in den Jahren davor und danach. 1962 wurden die Wasch- und Duschräume modernisiert und eine Wasserleitung vom neuen Anschluss an die städtische Leitung zu den Duschräumen verlegt. Außerdem wurde begonnen, die Tennisanlage umzubauen.
Die Generalversammlung 1965 brachte eine entscheidende Veränderung: Willi Ell kandidierte endgültig nicht mehr als 1. Vorsitzender. Nachdem Alfred Fickenscher sich bereit erklärte, dieses Amt zu übernehmen und Georg Beck sich als 2. Vorstand zur Verfügung stellte, wurden beide einstimmig gewählt. Willi Ell wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Unter der neuen Vorstandschaft reiften dann bald Gedanken um ein neues Clubhaus, da das alte, ein reiner Holzbau, dessen Ursprung schon an der Rothenburger Straße stand, viele Schäden, vor allem an Boden und Decke aufwies und seine Wirtschaftsräume allmählich untragbar wurden. Am 28.10.65 wurden ca. 25 interessierte Mitglieder ins Clubhaus eingeladen und ihnen die ersten Pläne vorgetragen. Eine provisorische Spendenliste brachte immerhin eine Zusage von DM 30.000.-. Daraufhin wurde am 20.11. eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, der konkrete Pläne eines neuen Clubhauses vorgelegt wurden. Es wurde die Erhebung einer Umlage in Höhe eines Jahresbeitrages beschlossen. Die Baupläne stagnierten allerdings, da die Stadt wegen des seinerzeit noch geplanten Ostzubringers, der unser Gelände an der Südwestecke berührt hätte, keine Genehmigung erteilte.
1967 wurden wir zum 6. Mal Bayerischer Meister. Unsere Baupläne hatten 1967 konkrete Formen angenommen.
Nachdem der Ostzubringer ad acta gelegt worden war, wurden einer außerordentlichen Generalversammlung am 14. Juni neue Pläne vorgelegt, die zunächst den Bau einer massiven Tennishalle als ersten Bauabschnitt einer neuen Gesamtanlage vorsahen. Da die Finanzierung, durch Eigenmittel, Umlage, Spenden und Mietvorauszahlungen für 2 Jahre, gesichert war, wurde die Genehmigung erteilt und sofort mit dem Bau begonnen. Pünktlich am 30.9. wurde die Halle bei einem Presseempfang der Öffentlichkeit vorgestellt und am 1.10. dem Verein übergeben. Damit hatte der NHTC als erster Verein eine eigene Tennishalle in Nürnberg.
Seit 1968
1968/69 wurde eifrig weitergebaut, wobei der erste Teil der Umkleidekabinen (der jetzige Herrenteil) und die Vorräume der Tennishalle einschließlich Heizung errichtet wurden. Im August 1971 beschloss dann der Vorstand, das alte Clubhaus einzureißen und im Oktober mit den restlichen Bauvorhaben – Damenkabinen, Toiletten, Garage, Abstellraum, Verbindungstrakt zum ebenfalls neuen Clubhaus zu beginnen. Der Hockeyplatz sollte um 90° gedreht werden und zwei neue Tennisplätze neben der Halle errichtet werden. In der Generalversammlung 1974 wurde festgestellt, dass sämtliche Baukosten von über 1,1 Millionen DM per April restlos bezahlt waren. In den folgenden Jahren ging es hauptsächlich um die Bemühungen unsere Anlage instand zu halten. Dächer mussten repariert werden, in der Tennishalle wurde ein neuer Boden verlegt und eine neue Beleuchtungsanlage installiert. Mit unseren benachbarten Sportvereinen wurde ein gemeinsamer Tiefbrunnen gebaut zur kostengünstigen Bewässerung der Sportanlagen. Die Entwicklung des Hockeysports war inzwischen so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr zu umgehen war einen Kunstrasenplatz zu planen. Dies war die größte finanzielle Herausforderung in den 90er Jahren. Im Zuge dieses Umbaus sollte auch eine 2. Tennishalle errichtet werden und die unteren Tennisplätze mussten umgestaltet werden. Dieses Gesamtprojekt von knapp DM 2 Millionen konnte nur bewältigt werden durch eine Bündelung von Maßnahmen. Der NHTC wurde zum Leistungszentrum Hockey von Nordbayern, dadurch beteiligte sich das Bayerische Kultusministerium an den Kosten des Kunstrasens von DM 1 Million mit 50% . Weitere Zuschüsse wurden uns zugesagt vom BLSV und von der Stadt Nürnberg. Großzügige Spenden von insgesamt DM 120.000.- und eine zusätzlich beschlossene Umlage machten das Gesamtprojekt finanzierbar. Die kostenlose Planung und Baubetreuung dieses und auch der kommenden Projekte durch unseren Architekten Herrn Werner Forstmeier waren für den Club von größter Bedeutung. Mit der Vollendung dieser Maßnahmen haben die Verantwortlichen alle Voraussetzungen geschaffen, unsere Sportarten Hockey und Tennis unter besten Bedingungen auszuüben. Bei der Generalversammlung am 23.04.1994 teilte der 1. Vorsitzende Alfred Fickenscher der Versammlung mit, dass er nach 29 jähriger Amtszeit als 1. Vorsitzender nicht mehr kandidiere. Sein Rücktritt wurde mit Verständnis angenommen. Die Versammlung würdigte die Verdienste von Herrn Fickenscher mit langanhaltendem Beifall und mit „Standing Ovations”. Auf Vorschlag von Herrn Peter Schamberger, der zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, wurde Herr Alfred Fickenscher einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Die letzten Jahre waren wiederum geprägt von Renovierungsarbeiten der Clubanlage: Zuerst wurde der „kleine Clubraum“ renoviert und neu eingerichtet, der Thekenbereich wurde erneuert. Die nächste große durch Mitgliederumlage, Zuschüsse und Spenden finanzierte Aktion war die Totalrenovierung unserer Umkleidekabinen und sanitären Anlagen. Zum 90-jährigen Geburtstag des NHTC haben wir uns eine neue Küche „geleistet“, die allerdings zur Aufrechterhaltung des äußerst aktiven Clublebens im NHTC auch dringend erforderlich war.
2001 wurde auch der lange erwartete Tennisplatz 3 fertig gestellt, im Frühjahr 2003 das Clubhaus einer umfassenden Renovierung unterzogen. Das finanziell aufwendigste Projekt der jüngsten Vergangheit war die Erneuerung unseres bis dahin 12 Jahre alten Kunstrasenbelages zusammen mit neuen Barrieren und Ballfangzäunen und einer verbesserten Bewässerung. Großer Dank an dieser Stelle an das Team um Hockey-Abteilungsleiterin Susa Wesley, das im Herbst 2003 die Fertigstellung nach über einjähriger Vorbereitung feiern durfte.
So bietet unsere Clubanlage auch weiterhin optimale Voraussetzung für den sportlichen Betrieb und das aktive sportliche Engagement im Hockey und im Tennis von allen Alterklassen und das gesellschaftliche Miteinander lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.